MuK: Spielen, Lachen, toben oder: Ohne Smartphone lernt sich’s besser

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© MuK

Ab dem neuen Schuljahr gilt in Hessen das Gesetz für Smartphone-Schutzzonen an Schulen.

Wenn wir über die eingeschränkte Nutzung von Handys an Schulen sprechen, sollten wir zunächst klären: Verbieten wir das Gerät oder bestimmte Nutzungsweisen? Unser Ziel kann nicht sein, neue Technologien zu verteufeln, sondern einen bewussten Umgang damit zu fördern. Am besten begleiten wir unsere Kinder, weisen sie auf Gefahren hin und lernen selbst dazu. Und das ist in unserem digitalen Alltag eine echte Herausforderung – für uns alle.

Natürlich ist der reflexartige Griff zum Smartphone als Ablenkung in der Schule angesichts von Matheformeln oder Lateinvokabeln verlockend. Das sogenannte „Phubbing" ist ein Phänomen, das wir alle kennen. Im Gespräch wandert der Blick zum Display, wir checken schnell Nachrichten oder scrollen durch Social Media. Das ist unhöflich und abwertend dem Gegenüber und selbstredend weder während eines Dates noch im Unterricht angebracht.

Gleichzeitig sind Smartphones und Tablets wichtige Arbeitsgeräte. Denn digitales Lernen gehört zu den Kernkompetenzen von heute und sollte in der Schule allen Kindern vermittelt werden. Dazu gehören die Nutzung von Programmen wie Word, PowerPoint oder Canva, Recherchefähigkeiten und Quellenkritik und natürlich die „4K“: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken. Zweifellos muss Medienkompetenz in der Schule, in jedem Fach, fest verortet sein. So wie der Zugang zu Büchern in allen Schulformen selbstverständlich ist, muss auch ein freier Zugriff auf digitale Lerntools gewährleistet sein. Was im Klartext auch bedeutet, dass im Sinne der Bildungsgerechtigkeit jedes Kind gleichberechtigt Zugriff auf ein digitales Endgerät erhält.

Und was passiert, wenn Kinder in den Pausen ohne Smartphone auskommen? Ob an der Tischtennisplatte, auf den Steintreppen oder auf den Bänken, die Kinder spielen, lachen und toben oder essen in Ruhe. So stärken sie ihre sozialen Kompetenzen und durch die vermehrte Bewegung an der frischen Luft verbessern sich ihre Lern- und Konzentrationsfähigkeiten. Denn wer rückwärtslaufen kann, kann auch gut rechnen! Zudem bietet die direkte Kommunikation etwas, das kein Chat der Welt ersetzen kann: 70–90 % unserer Kommunikation erfolgen nämlich nonverbal über Körpersprache, Mimik und Tonfall. Persönliche Gespräche fördern emotionale Verbindungen, spontane Kreativität und das unmittelbare Lösen von Konflikten. Eine Chance für weniger Mobbing auf unseren Schulhöfen!

Das Vermitteln von Medienkompetenz ist aber nicht allein Aufgabe der Schule, denn Medienerziehung fängt zu Hause an. Hier sollten Eltern auf die Nutzungsweise und insbesondere auf die Medieninhalte achten. Sobald Kinder Zugang zu Internet und Social Media erhalten, werden sie mit allen möglichen Inhalten konfrontiert: Tierquälerei, Hass und Gewalt, Pornografie, Krieg, Diskriminierung und Rassismus, die Liste ist lang. Solche Nachrichten und Bilder können nachhaltig traumatisieren, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Daher ist es wichtig, alternative Aktivitäten anzubieten und vor allem beim eigenen Medienkonsum Vorbild zu sein. Und natürlich immer wieder sprechen! Kinder müssen wissen: Ich kann meinen Eltern alles sagen, ohne dass mir das Handy weggenommen wird.

Ilona Einwohlt für MuK Hessen e.V.

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