© MUK e.V.
Eigentlich wissen wir es ja: Spielzeugküche, Puppen und soziales Rollenspiel für Mädchen oder Autos, technische Geräte und Holz-Handys für Jungs, Basteln oder Raufen, Rosa oder Hellblau – der Gender-Pay-Gap fängt im Kinderzimmer an. Und trotzdem lassen wir uns von den Medien verführen.
Gerade weil Spielzeug in der kindlichen Entwicklung eine wichtige Rolle spielt, sollten wir darauf achten, dass wir durch unsere Anschaffungen keine geschlechterspezifischen Stereotypen verstärken, denn dies kann Auswirkungen auf die spätere Zukunftsgestaltung haben. Kein Wunder, wenn Mädchen dann später eher Berufe im sozialen und pflegerischen Bereich anstreben und Jungs sich eher für Ingenieurwesen oder Informatik interessieren.
Problematisch daran sind zwei Dinge: Die mangelnde Wertschätzung für Care-Arbeit in unserer Gesellschaft und die schlechtere Bezahlung für "typische Frauenberufe".
Genau deswegen ist es unsere Aufgabe als Eltern dafür zu sorgen, dass unsere Kinder frei von geschlechtsspezifischen Erwartungen aufwachsen: Mädchen sollten ermutigt werden, ihre Fähigkeiten in Bereichen wie Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik zu entwickeln (auch bekannt als MINT-Fächer), während Jungen die Möglichkeit haben sollten, ihre kreativen und sozialen Fähigkeiten zu stärken. Wenn wir uns eine Zukunft wünschen, in der Chancengleichheit und Vielfalt selbstverständlich sind, müssen wir bewusster die Spielsachen für die nächste Generation auswählen, die das individuelle Interesse des Kindes befriedigen und fördern. Nur so können wir sein Selbstwertgefühl stärken und es fit für die Zukunft machen. Dazu gehört es auch genau hinzuschauen, wenn digitale Geräte ausgesucht, Games und Apps heruntergeladen werden. Denn auch hier arbeiten Hersteller mit Marketingtricks, um jeweils weibliche bzw. männliche Kunden anzusprechen, sei es durch Form, Farbe oder Oberflächengestaltung. Zum Beispiel werden Mädchen dazu animiert, Tablet & Co. für soziale Medien und Kommunikation zu nutzen, während bei Jungs Gaming und Programmieren gefördert werden.
Wollen wir finanzielle Nachteile von Frauen in der Arbeitswelt in Zukunft vermeiden, müssen wir auf allen Seiten und in allen Segmenten für digitale wie mediale Kompetenzen sorgen. Im sozialen Bereich und pflegerischen wie handwerklichen Berufen wird es zunehmend Arbeitende brauchen, Männer und Frauen. Ebenso wie in den Bereichen Datenanalyse oder KI, Cybersicherheit, Programmierung und Softwareentwicklung, digitales Marketing und E-Commerce. Hier sind vielfältige Kompetenzen gefragt, die geschlechterunabhängig zu fördern und zu entwickeln sind und die Kinder teilweise jetzt schon erwerben, wenn sie mit ihren digitalen Endgeräten "chillen, zocken oder daddeln".
Ob und wie die Zusammenarbeit und Kommunikation – analog UND digital – der nächsten Jahrzehnte in unserer Gesellschaft gelingen, hängt also auch von der Ausstattung der Kinderzimmer ab und wie wir mediale Kindheit als Eltern begleiten. Dass Arbeit dann entsprechend gleichwertig bezahlt wird, versteht sich von selbst.
Autorin Ilona Einwohlt für MuK Hessen e.V.
Mehr Informationen unter: Institut für Medienpädagogik u. Kommunikation, Hessen e. V.