MuK: Digitalität und Generationen – Wenn die Großeltern WhatsApp lernen und Enkelkinder Geduld üben

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Auch wenn junge Menschen es meist vergessen haben, aber es gab mal eine Zeit, in der ihnen ihre Großeltern geduldig wieder und wieder erklärt haben, wie man eine Schere benutzt, Schleife bindet, Äpfel schält, Fahrrad fährt …

Was heute für sie selbstverständlich ist, mussten sie als Kleinkinder Schritt für Schritt lernen. Heute ist es andersherum: Digital Natives checken sofort, wie Apps und digitale Tools funktionieren, während sich die ältere Generation schwer damit tut. Es ist also nur mehr als fair, wenn sich Enkel um ihre Großeltern kümmern und dafür sorgen, dass die digitale Teilhabe auch im Alter gewährleistet ist. Das fängt beim Datenschutz an (sicheres Passwort!) und hört bei Tipps zum Umgang mit Desinformation und Phishing-Mails auf, denn den Enkel-Trick gibt es längst digital. Abgesehen von all diesen unliebsamen, aber notwendigen Schutzmaßnahmen (Codewort vereinbaren!), gibt es eine Reihe interessanter Tools, die den Austausch zwischen den Generationen bereichern können. Denn digitale Bildung ist mehr als Tech-Support, sie kann für echte Begegnungen und gegenseitiges Lernen sorgen. Bereichernd ist es zum Beispiel, wenn die Enkelin dem Opa beim Digitalisieren all der gesammelten Fotos aus dem Schuhkarton hilft (und dabei gleichzeitig einiges über die Familiengeschichte und Opas Leben erfährt). Wenn sich Oma vom Enkel die Spielewelt erklären lässt und mit ihm gemeinsam eine Runde zockt und dabei die Hand-Augen-Koordination verbessert, was bei Schwindel helfen kann. Neben jeder Menge Spaß entdeckt sie vielleicht auch das kreative Potential der Spielewelt. Oder man guckt gemeinsam Filme oder Musikvideos und vergleicht gestern mit heute, von vielen Titeln gibt es Neubearbeitungen bzw. Coverversionen.

Digitalität wird also dann zum Familienerlebnis, wenn wir den Fokus vom „Lehren“ aufs „gemeinsame Entdecken“ verschieben. Senioren bringen Lebenserfahrung, Geduld und andere Denkweisen mit, können politisches Geschehen besser einordnen und Wissen vermitteln. Die jüngere Generation bietet technische Intuition, einen rebellischen Blick und Experimentierfreude. Diese Kombination ist unschlagbar – besonders beim kritischen Umgang mit Desinformation und beim bewussten Einsatz neuer Technologien wie KI.

Echte digitale Teilhabe entsteht durch Begegnung auf Augenhöhe, das gilt für alle. Der Schlüssel liegt in der Haltung: Neugier statt Ungeduld, Wertschätzung statt Belehrung. So wird Digitalität zur Brückenbauerin zwischen den Generationen und stärkt den Zusammenhalt der ganzen Familie.

Ilona Einwohlt für MuK Hessen e.V.

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